Die Tempel von Angkor

Einführung

Eine alte Metropole

In Angkor gibt es mehr als einhundert Tempel und Ruinen; das ist der größte Tempel-Komplex der Welt. Diese Bauten sind die Überbleibsel einer Stadt von mehr als 1000 Quadratkilometer Fläche und mehr als 30 Kilometer Durchmesser. Nach der Ausdehnung war das die bei weitem größte vor-industrielle Ansiedlung der Welt.

Die Stadt war locker, aber zusammenhängend bebaut. Heute sind von dieser Metropole der Reisfelder nur die Tempel oder ihre Ruinen sichtbar; nur sie waren aus Backstein, Laterit oder Sandstein erbaut. Alle anderen Bauten, auch der Königs-Palast, waren aus vergänglichen Materialien und sind verschwunden.

Herrscher über die Welt

Angkor war die Hauptstadt des kambodschanischen Reiches. Kambodscha war vom 9. bis zum 14. Jahrhundert die Vormacht auf der Südost-Asiatischen Halbinsel. Die mächtigen Könige von Angkor sahen sich als chakravartin , „Herrscher über den Erdkreis“. Angkor sollte das Zentrum der Welt sein.

Die Könige herrschten über die Welt im Namen des Gottes, der das Reich beschützte.

Tempel

Jeder neue König strengte sich an, dem Gott einen möglichst prächtigen Tempel zu bauen und ihn dort anzubeten.

  • Ab dem 9. Jahrhundert war der hinduistische Gott Shiva Nationalgott; er wurde lokeshvara, „Herr der Welt“ genannt.
  • In der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts wurde der neue Staatstempel Angkor Wat für den hinduistischen Gott Vishnu gebaut, den „Bewahrer der Welt“. In dieser Periode wurden auch buddhistische Flach-Tempel gebaut.
  • König Jayavarman VII. (1181-1215/20) überformte das Königreich buddhistisch durch eine Unzahl von Tempeln. durch die Anlage von Angkor Thom, außerdem durch Hospitäler, Straßen und Brücken.

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Die Anfänge

Trapeang Phong

Bakong

Lolei

Sambor Prei Kuk

Vorspiel in Sambor Prei Kuk

Die vor-angkorianischen Monumente von Sambor Prei Kuk („Die Stadt Shivas im Wald der Türme / der Kuk-Bäume“) liegen 25 km nord-östlich von Kampong Thom, nahe dem West-Ufer des Flusses Saen. Forscher haben Erdwälle entdeckt, die eine etwa 2 km mal 2 km große Stadt einrahmten. Hier was die Hauptstadt eines ausgedehnten regionalen Königtums. Etwa 50 Tempel wurden hier gebaut.

Die erste Hauptstadt

Hariharalaya, „Die Stadt des Harihara“, nahe dem heutigen Dorf Roluos, im Süd-Osten von Angkor, war die erste Hauptstadt. 

Trapeang Phong (frühes 9. Jahrhundert), im Süden, ist ein stattlicher Sandsteinturm. 

Bakong (881 geweiht) war der erste Staats-Tempel.

Der Komplex, ein großer Turm auf einer fünf-stufigen Pyramide aus Sandstein und seine Umrahmungen, ist nach den Himmelsrichtungen ausgerichtet und bildet einen Mikrokosmos ab.

Die Könige bauten eine neue Welt in geometrischer Harmonie. Shiva sollte dort wohnen und so Angkor zum Zentrum der Welt machen.

Der Bakong definiert die Struktur der kambodschanischen Pyramiden-Tempel, die spätere Tempel übernehmen.

Der Bakong war zu seiner Zeit das größte Bauwerk auf der Halbinsel Südostasien.

Preah Ko (879) und Lolei (893) sind Ahnen-Tempel. Beide – wie auch der Bakong – haben hervorragende Reliefs in Sandstein oder Stuck.

Besuchsempfehlung

Der Besuch des Bakong ist der ideale Einstieg für Angkor. Besuchen Sie ihn am besten frühmorgens, gehen Sie von Osten bis hinauf zum Turm; unterwegs sehen Sie die klobigen Feuerschreine an. Verlassen Sie den Tempel im Westen. Preah Ko und Lolei besuchen Sie danach. Tickets gibt es nur an der Straße nach Angkor Wat!

Links

  • Angkor auf Google Earth

Fotoalben

  • Temples at Roluos
  • More Temples at Roluos

Die Entstehung der Tempel

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Die neue Hauptstadt Yasodharapura

Phnom Bakheng

Koh Ker; Pyramide

Phnom Bakheng

Am Ende des 9. Jahrhunderts verlegte König Yasovarman I. die Hauptstadt nach Nord-Westen und baute einen phnom, einen steilen isolierten Hügel, zu seinem Staats-Tempel aus. Oben errichtete er eine Tempel-Pyramide mit fünf Türmen in Quincunx-Stellung (wie auf einem Würfel). Er baute auch Tempel auf dem Phnom Bok im Osten, auf dem Phnom Krom beim Tonlé Sap, im Süden, auf dem Phnom Dei, nahe Banteay Srei, im Norden, und in Preah Vihear, 100 km nördlich von Angkor.  

Yasodharapura („Die Stadt des Yasovarman“) war die Hauptstadt des Khmer-Reiches, bis es im 15. oder 16. Jahrhundert verlasen wurde.

Zwischenspiel in Koh Ker

Von 921 bis 944 war Lingapura, „Die Stadt des Lingam“, in Koh Ker, etwa 80 km nordöstlich, die Hauptstadt. Dort entstand, neben vielen eindrucksvollen Bauten, eine riesige Pyramide.

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Von Pre Rup zum Baphuon

Baksei Chamkrong von Osten

Pre Rup

Ta Keo

Baphuon

Nach der Koh-Ker-Episode war die Hauptstadt wieder in Angkor, aber im 10. Jahrhundert wurden kleine Tempel gebaut.

Baksei Chamkrong (947),

am Fuß des Phnom Bakheng, ist eine kleine, aber elegante Pyramide aus Laterit. Sie liefert das Vorbild für die steilen Tempel-Pyramiden, die von nun an in Angkor gebaut werden.

Der Östliche Mebon (952) und Pre Rup (961)

wurden aus Laterit gebaut, hier können wir zum ersten Mal die Türme in Quincunx-Stellung tatsächlich sehen. (Die Türme des Phnom Bakheng wurden geschleift.)

Der Östliche Mebon ist am schönsten am späten Nachmittag; Pre Rup wird zum Sonnenuntergang gern besucht.

Privattempel des 10. Jahrhunderts

Drei sind drei besonders hervorzuheben:

Prasat Kravan (921) hat eindrucksvolle Backstein-Reliefs.

Prasat Preah Enkosei (968), im Norden von Siem Reap, mit einen Relief in einem einzigartigen „primitiven“ Stil.

Banteay Srei (968) ist ein außerordentlich gut erhaltener, prächtiger Temple mit sehr schönen Reliefs.

Die großen Pyramiden

Ta Keo (1007) ist eine wuchtige Sandstein-Pyramide. Die fünf Türme sind nach vier Seiten offen und haben kreuzförmige Grundrisse; die zweite Stufe der Pyramide wird von einer Galerie, hier noch mit Backsteinen überwölbt, eingerahmt. Beide Neuerungen wurden stilbildend. Ta Keo hat fast keine Reliefs: der hier verbaute Sandstein war zu hart. Der Tempel wirkt kubistisch.

Baphuon (1060), auf einem Streifen entlang der Süd-Mauer des Königspalastes, hat eine riesige Pyramide, oben „einen Turm aus Bronze, der noch höher ist als der goldene Turm [des Bayon, um 1200 gebaut]“ berichtet ein Chinese 1296. (Zhou Daguan, S. 48.)

Perfekte Galerien rahmten die 1., 3. und 5. Stufe der Pyramide ein.

Die Tor- und Eck-Pavillons der 3. Stufe sind mit Reliefs geschmückt.

Der Bau ist in sich zusammengebrochen. Im 16. Jahrhundert haben Mönche aus geplünderten Blöcken auf der West-Seite ein massiges Relief des liegenden Buddhas aufgeschichtet.

Der Wiederaufbau des Baphuon begann 1960, wurde durch die Khmer Rouge unterbrochen und 1995 wieder aufgenommen. Im September 2011 wurde die Pyramide wieder eingeweiht. Hölzerne Treppen führen jetzt nach oben.

Die Reliefs sind einmalig!

Die Pyramide ist im Osten durch einen steinernen Steg mit dem Platz vor dem Königspalast verbunden. Unterwegs ist ein kreuzförmiger Pavillon, am Platz selbst steht ein massiger Tor-Pavillon mit drei Eingängen, er ist so breit wie die Pyramide.

Andere Monumente aus der Baphuon-Epoche 

Westlicher Baray und Westlicher Mebon, das Fluss-Heiligtum Kbal Spean, Chau Srei Vibol (süd-östlich vom Phnom Bok); weiter weg liegen Wat Ek (bei Battambang), und Phnom Chisor (im Süden). Preah Vihear bekommt in dieser Epoche wesentliche Bauten.

Besuchsempfehlung

Koh Ker können Sie in einem Tagesausflug per Taxi besuchen, auf dem Rückweg schauen Sie Beng Mealea an.

Der Östliche Mebon ist am schönsten am späten Nachmittag; Pre Rup wird zum Sonnenuntergang gern besucht.

Banteay Srei besuchen Sie am besten nachmittags, Prasat Kravan mittags, weil dann die steil stehende Sonne die Reliefs am besten beleuchtet.

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  • Banteay Srei
  • Baphuon
  • Beng Mealea
  • Koh Ker
  • Phnom Chisor
  • Prasat Kravan
  • Prasat Preah Enkosei
  • Preah Vihear
  • The birth of the temple mountain
    (Östlicher Mebon, Pre Rup, Ta Keo)
  • The first temples of Yasodharapura
    (Phnom Bok, Baksei Chamkrong)

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Angkor Wat

Angkor Wat von Westen

Devata in Angkor Wat

Thommanon

Banteay Samré

Der Tempel übertrifft alles, er ist das „Wunder der Welt“.

König Suryavarman II. (1113–1145/50) baute seinen Staatstempel für den hinduistischen Gott Vishnu, den Bewahrer der Welt. Schräg gegenüber dem Phnom Bakheng gelegen, ist er zur Stadtmitte, also nach Westen orientiert.

Er bedeckt eine Fläche von zweieinhalb Quadratkilometer.

Der Tempel ist vom Wassergraben bis zur Spitze des höchsten Turmes und bis zu den Torbauten „aus einem Guss“, geometrisch konstruiert.

Avenue und Pyramide

Die Avenue, der Weg von der äußeren Terrasse im Westen, durch den breiten Torbau, über einen gemauerten Damm mit Naga-Balustraden, an zwei Hallen vorbei, und stufenweise durch die Pyramide hinauf bis zum zentralen Turm, ist das prägende Element der Anlage – und vielleicht der schönste Abschnitt Ihres Besuchs.

Die drei Stufen der Pyramide sind von Galerien gekrönt, auf der obersten Stufe stehen fünf Türme in Quincunx-Stellung. Die zweite Stufe hat vier weitere Türme.

Reliefs

Angkor Wat hat schätzungsweise einen Quadratkilometer meisterhaft gearbeiteter Reliefs. In der ersten Stufe der Pyramide ist die berühmte Gallerie der Flach-Reliefs.

Sie tragen dazu bei, dass aus diesem von Sterblichen geschaffenen Bauwerk ein heiliger Raum wird. Versäumen Sie nicht die Göttinnen auf der Ostseite des westlichen Torbaus!

Devata

In der blühenden Schönheit ewiger Jugend schmücken und bewachen etwa zweitausend Devata (Göttinnen) den Tempel. Sie tragen knöchellange Sarongs und sind barbusig, wie es damals Sitte war. Ihre Aufmachung ist phänomenal: Es gibt sechsunddreißig verschiedene Frisuren und vielerlei Kopfputz, schweres Geschmeide, die Sarongs sind effektvoll gemustert und drapiert. Ihr Charme ist eine augenfällige Verkörperung des Göttlichen.

Gemeinhin werden die Devata mit den Apsara gleichgesetzt oder verwechselt. Aber Apsara sind Nymphen, himmlische Freudenmädchen.

Chau Say Tevoda

Buddhistische Flachtempel

Im späten 11. und im 12. Jahrhundert wurden eine Reihe buddhistischer Tempel gebaut. Sie sind flach, das heißt ohne Pyramide. Der Buddha ist auf Augenhöhe mit seinen Jüngern.

  • Thommanon 
  • Chau Say Tevoda
  • Banteay Samré und
  • Wat Athvea in Angkor und
  • Beng Mealea, 45 km östlich.

Besuchsempfehlung

Chau Say Tevoda

Ihr erster Besuch in Angkor Wat sollte am Nachmittag sein, weil Sie von Westen in den Tempel hinein gehen. Folgen Sie prinzipiell der Avenue. Der Gang vom westlichen Torbau zur Pyramide ist der schönste Teil Ihres Besuchs in Angkor Wat. Nahe der Nordost-Ecke des nördlichen Wasserbeckens finden Sie einen Platz, wo Sie sich auf Plastikstühle setzen und eine Cola oder eine Kokosnuss trinken können. Von da haben Sie einen schönen Blick zur Pyramide. In der Pyramide kommen Sie zunächst in die untere kreuzförmige Galerie, den schönsten Raum in diesem Tempel. Eine Treppe hinauf, stehen Sie am Fuß der dritten Stufe, die so hoch ist wie ein fünfstöckiges Haus. Von der zweiten Stufe führt eine Holztreppe im Nordosten hinauf. Der Zugang ist beschränkt auf jeweils 100 Besucher. Nachmittags bilden sich lange Warteschlangen. Verlassen Sie den Tempel durch das Ost-Tor.

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  • Angkor Wat
  • Angkor Wat: Gallery of the bas-reliefs
  • Devata
  • Buddhist temples of the Angkor Wat era

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Bayon-Zeit

Ta Prohm

Preah Khan

Angkor Thom

Bayon

Der komplexe Grundriss von Preah Khan

Die Zeit um 1200 und danach ist geprägt von König Jayavarman VII (1181 bis ca. 1215). Er überschwemmte Angkor und das ganze Land mit einer Vielzahl buddhistischer Tempel.

In Angkor baute er u.a. zwei Ahnen-Tempel, Ta Prohm (1186), heute berühmt wegen der Wurzeln und Preah Khan (1191). Beide Tempel sind ähnlich angelegt und waren der Sitz buddhistischer Universitäten, die wie Städte mit Mauern gerahmt waren.

Das stattliche Gebäude auf Pfählen nördlich der Halle der Tänzerinnen (A) sieht aus wie die steinerne Kopie eines Reis-Speichers; es gab keine Treppe nach oben.

Neak Pean

der „Tempel der Naga“, ist ein Wasser-Heiligtum aus dieser Zeit.

Das Antlitz des Bodhisattva

Die Türme des Bayon – und anderer Tempel aus dieser Epoche – zeigen den lächelnden buddhistischen Gott des universalen Mitgefühls, mit den Zügen Jayavarmans VII. Er spendet seinen Segen in die vier Himmelsrichtungen, in alle Welt

Weitere Tempel aus dieser Zeit: Banteay KdeiTa Som, und Ta Nei.

Nördlich außerhalb von Angkor Thom liegen Banteay Thom und Prasat Prei Prasat.

Nahe der Grenze zu Thailand: Banteay Chhmar

Der Bayon

ist der Staats-Tempel Jayavarmans VII. Der Bauplan wurde mehrmals geändert; jetzt wachsen da zahlreiche Gesichter-Türme, und wie in einem Wald werden sie auf die Mitte zu immer höher. Zwei Galerien mit teilweise eindrucksvollen Reliefs rahmen den Tempel ein.

Angkor Thom,

3 km im Quadrat groß, ist als Außenbereich des Bayon angelegt, mit Mauer und Wassergraben, fünf monumentalen Toren und vier Prasat Chrung, „Tempel in den Ecken (der Stadt)“.

Die Terrasse der Elefanten

300 m lang, um 1200 und später gebaut, verdeckt die Ostseite des Königs-PalastsIhre nördliche Bastion wurde mehrmals nach vorne erweitert, die alten Fassaden sind jetzt wieder zugänglich in den „Schlangen-Gruben“.

Die übrigen Bauten hier stammen aus der Zeit um 1000: hinter der Terrasse liegt der Königs-Palast, mit dem Phimeanakas, davor der Große Platz, etwa aus der gleichen Zeit, auf der Ost-Seite gerahmt von den zwölf Prasat Suor Prat und den beiden Khleang.

Nach Norden schließt sich die Terrasse des Lepra-Königs an. Die Reliefs zeigen die Bewohner der sieben Ebenen in der Unterwelt. Oben, wo jetzt die Kopie einer Wächter-Statue steht, fälschlich „Lepra-König“ genannt, wurden wohl die königlichen Leichen verbrannt. Die Terrasse wurde ebenfalls nach vorne erweitert, die alte Fassade ist in einem schmalen Gang zu sehen.